Seile und Gürtel
Das Seil findet man in allen Kulturkreisen als Alltagsgegenstand und kann im täglichen Leben zu vielen Funktionen eingesetzt werden. Aber auch in der Selbstverteidigung hat es seine Funktion als geeignete und effektive Waffe, wobei sich hier, wie bei den anderen Waffen auch, der Begriff „Seiltechniken“ nicht ausschließlich auf den Gebrauch eines Seiles bezieht, Vielmehr kommt hier auch eine große Anzahl ähnlicher Gegenstände wie z.B. Gürtel, Schals und Tücher zur Anwendung, andererseits eignen sich in der Praxis auch weitere Gebrauchsgegenstände wie Ketten, Kabel oder Bekleidung.
Prinzipiell ist das Seil als Waffe für den Nahkampf geeignet, zusätzlich aber auch für Schläge bei mittlerer Distanz. Es dient, wie andere Waffen auch, zur Abwehr unbewaffneter wie auch bewaffneter Angreifer. In der technischen Anwendung, auch wenn in eingeschränkter Form auch Schläge möglich sind, eignet sich ein Seil hauptsächlich zu Blocktechniken sowie zum Umschlingen der Handgelenke, der Knöchel oder des Halses des Angreifers. Hierdurch lassen sich eine Vielzahl von Armhebeln, Würfen, Festlege- und auch Würgetechniken ausführen, welche mit den Prinzipien der unbewaffneten Hapkidotechniken übereinstimmen.
Die Handhabung der Seiltechniken ist grundsätzlich schwierig und erfordert viel Übung und ein ausgeprägtes Verständnis der waffenlosen Hapkidoprinzipien. Während Seiltechniken historisch auch zum schnellen und geräuschlosen Töten eines Gegners angewandt wurden, ist dies ausdrücklich nicht das Ziel der Hapkidotechniken, sondern der Schwerpunkt liegt darin, den Gegner zu binden und bewegungsunfähig zu machen.
Spezielle Anforderungen an das Seil für das Training dieser Techniken gibt es nicht, in den meisten Hapkido-Schulen, wie auch im NWHV, übt man gewöhnlich mit einem Dobok-Gürtel. Dies hat den Vorteil, dass er jederzeit zur Verfügung steht und beim Um-schlingen von Körperteilen auch keine Verletzungen und Schürfwunden auf der Hautverursacht.
Es gibt kein festgelegtes Maß für die Länge des Gürtels, jedoch benötigen die meisten Techniken mindestens einen halben Meter. Bei komplizierten Techniken, wie das Fesseln der Arme und der Beine des Angreifers, ist eine größere Länge erforderlich. Zum Beherrschen der Techniken sollte man jedoch mit unterschiedlichen Längen und Materialien trainieren, um an Flexibilität zu gewinnen.
Im NWHV werden die Hapkido-Techniken mit dem Gürtel (Pobaksul) für die Prüfung zum fünften Dan verlangt.
Detlef Klos